Sonntag, 22. Juni 2014

Plan B.



"There is a sort of storm against Fifa relating to the Qatar World Cup," "Sadly there's a great deal of discrimination and racism."
Zitat Joseph B.

Nachdem die FIFA als Organisation und B. als Person seit Jahren schwerwiegende Korruptionsvorwürfe im Weltfußball stillstehend ignorieren, tritt der Schweizer nach endgültiger Überreizung seines unwürdigen Spiels nun die Flucht nach vorne an. Da ist es nur konsequent, auf dem Weg, seine zahlreichen Kritiker zu denunzieren.  

Vor dem Hintergrund, den Rassismusbegriff als Holzhammerargument für sich selbst zu gebrauchen, bekommen die vorangegangen Kampagnen für mehr Toleranz im Fußball und der Welt einen faden Beigeschmack. Ging es wirklich darum, die neu erschlossenen Märkte vor dem etablierten Publikum aus reinem Langmut zu schützen, oder auch weiteres Etablissement unbeschadet anzugliedern?
Der Weltfußballverband muss sich aber vorwerfen lassen, schon längst nicht mehr im Sinne des Fußballs der Welt zu handeln, sondern rein aus finanziellen Interessen. Eine geführte Non-Profit-Organisation mit über einer Milliarde Euro als Reserven auf der Bank ist die FIFA.

Selbst wenn man sich hier auf den ersten Gedankenschritt einlässt -man fragt man sich, wo der rassistische Block vor Jahren war, als der schwarze Kontinent als Austragungsort der FIFA-Weltmeisterschaft auserkoren wurde. -Liebe Ruhe.
 Weil sich Rassisten damals nicht zu Wort gemeldet haben? Oder weil eine Fußballweltmeisterschaft in Afrika einfach eine gute Idee war? Auch abgesehen davon, dass damals schon Blatters Familie Hotels in eben dieser Region besaß.
Jedenfalls engagierte sich die FIFA stets gegen Diskriminierung: In einer der der wenigen Kampagnen, die je aus ihrer Verantwortung gesprossen ist. Gab dann aber die Weltmeisterschaft 2022 in ein Land in dem Homosexualität per Gesetz verboten ist und mit Gefängnis bestraft wird. Das ist mindestens Inkonsequent.

Und nun soll Rassismus mitschwingen, bei denen, die eine Fußballweltmeisterschaft in Katar für eine schlechte Idee halten, bzw. Betrug bei der Vergabe ausmachen. -Nicht weil man das Land, halb so groß wie Hessen, für eine Fußballweltmeisterschaft schlicht für völlig ungeeignet hält: "Es ist zu eng, die Frau aber eh schon bedrängt, es ist zu heiß und gegen die Hitze gibt's kein Bier." Vom Sportlichen ganz abgesehen.

Natürlich ist Rassismus im Fußball ein ernst zu nehmendes Problem, das es zu bekämpfen gilt. Korruption ist ein anderes. Dem Rassismus kann der Fan selbst nur in den Stadien wirksam entgegentreten. In diesem Raum ist die gleiche proletarische Macht derweil machtlos gegen sogenannte Wahlen in Zürich. Dort wird dann bestimmt, in welche Stadien es überhaupt geht.

Und jetzt will B., der sich in seiner Fifa-Funktion gerne gegen eine weltweite Anti-Korruptionagentur ausspricht, noch einmal für das höchste Amt im Fußball- abseits der Kaiserposition- kandidieren. Gegen Rassisten und ihren Plot, Fußball und Europa zu zerstören!
Schlimmer als die gestörte Wahrnehmung hierbei ist noch, dass das System funktioniert-
Was muss denn passieren, um zumindest eine weitere B.-Kandidatur abzuwenden? -B. nimmt auf hochauflösendem Video einen Jutesack mit Dollarsignatur entgegen, das Wort Bestechungsgeld fällt, Hände werden geschüttelt und anschließend dokumentiert ihn Pelé wie er versucht, die ausgestellte Quittung von der Steuer abzusetzen?



Argentinien - Iran 1:0

Dieser Messi kann ja doch was -HB, übernehmen Sie!

Mittwoch, 11. Juni 2014

Bitte, Danke

                       Neuer
Boateng Mertesacker Hummels Durm
                       Lahm
         Khedira Schweinsteiger
               Müller Podolski
                       Klose

Sonntag, 8. Juni 2014

Ein Ei namens Fußball

Es ist noch eine runde Woche bis zur Weltmeisterschaft in Brasilien und als jemand der tatsächlich an der Frage interessiert ist, welche Nation der Welt denn das eigentliche Spiel namens Fußball am besten beherrscht, darf man ruhig ein wenig verschnupft sein.

Auf dem Weg zur Apotheke.
Cafés haben Bildschirme aufgebaut, servieren dazu Deutschlandbrötchen, Banken bieten mir Zinsen für Tore, der Buchladen stellt der Straße Bildbände unbekannter Helden aus. 
Vor der Pharmazie angekommen.
Im Schaufenster liegt, neben Kopfschmerztabletten, die ich innerlich für all jene reserviere, die bloß verstanden haben, dass Deutschland ziemlich gut ist und denen Mercedes erzählt hat, dass dieses Deutschland in Brasilien Weltmeister wird, ein Ball. Ein Fußball. 
Ich bin mir sicher, weil genau das darauf steht: Fußball
Sonst müsste man raten, viel Ähnlichkeiten mit einem Ball hat es nicht. Er ist platt und sieht irgendwie traurig aus. Ich frage mich, ob er zumindest mal ein Sportinstrument gewesen ist oder bereits als Deutschland-Deko gefertigt wurde. Jetzt jedenfalls liegt das Ei bloß sinnbildlich unter Schwarz-Rot-Gold.

Fairerweise muss man sagen, dass die Mannschaft in Salvador auf dem offiziellen Spielberichtsbogen als "Deutschland" geführt werden wird. Die Fassaden haben also nicht gelogen.
Dennoch: Es ist schon bedenklich für alle, dass der Fußball das deutsche Heimatverständnis periodisch alle zwei Jahre besorgen muss, bzw. kann -mindestens nervig ist es für die, die den Sport hinter allem auch zwischen den Sommern ernst nehmen.





Dienstag, 20. Mai 2014

Nicht mal absteigen kann der HSV

Das Bild
Der Hamburger Sportverein hat die Klasse gehalten. Tatsächlich. Nach 34 Spieltagen, 75 Gegentoren, 27 Punkten und vier Trainern. Wo nach solchen Zahlen normalerweise der sichere Abstieg und allgemeine Ratlosigkeit vermutet werden darf, steht nun dieses Bild. Zumindest die Ratlosigkeit ist da. 

Die größte Integrationsfigur ist eigentlich Berliner, der Kapitän sammelt mehr Titelblätter im Boulevard als im Kicker und der Hoffnungsträger wird vor dem alles entschiedenen Spiel wild, wie auf dem Hamburger Fischmarkt, gehandelt.
  
Für den Gehässigen schien es diese Saison besonders verwunschen -es war praktisch angerichtet. Man würde den HSV final scheitern sehen. Der einhergehende Spott ließ sich vielleicht mit dem verschrobenen hanseatischen Selbstverständnis entschuldigen, nicht aber damit, dass sich im Misserfolg mittlerweile gewisse Regelmäßigkeiten abzeichnen: Sommerlager war super, nach Europa wolle man ausziehen, vielleicht die Bayern ärgern.
Nach 4 Spieltagen und halb so vielen Punkten dann Panik- schnell noch teuer den doch eigentlich optimalen Kader nachrüsten und Investoren weiter besänftigen. Am Ende war man fast für die Relegation nicht gewappnet. Offiziell wurde die Relegation wieder eingeführt, um die erste Liga langfristig zu stärken. Eine furchtbare Bundesligasaison kann auf Kosten einer achtbaren eines Zweitligisten egalisiert werden. Der fast vierfache Etat des Erstligisten reichte in diesem Fall aus, um unwürdigen 34 Begegnungen später in zwei weiteren Spielen einem Zweitligisten ein Tor reinzuwürgen.

Es wäre doch nur logisch und irgendwie auch gerecht gewesen, wenn sich die verfehlte Transferpolitik und das Vorstandsdurcheinander der letzten Jahre jetzt gerächt hätten. Einzig das Umfeld zeigte Geduld und Klasse, hat letztendlich aber weniger Anteil am unglaublichen Klassenerhalt als die schlichte Unfähigkeit der Konkurrenz.
Von den Tabellenletzten aus Nürnberg und Braunschweig erwartet man eine gewisse Nähe zum Abstiegskampf, nicht vom großen HSV -und weil Hamburg irgendwie jetzt die unterste aller Erwartungen doch erfüllt hat, darf dort nun gefeiert werden.
Sicher, nachdem es ein Jahr lang auf den vom Aussterben bedrohten Bundesliga-Dino Kritik hagelte, wie bei einem Meteoriteneinschlag, will der Frust bestimmt irgendwie verflüssigt werden. Allerdings dachte man, die gar nicht so promillehafte Portion Selbstdarstellung sei dabei nur tatsächlichen Gewinnern vorbehalten.

Mittwoch, 14. Mai 2014

Armin Veh verlässt Eintracht Frankfurt

Frühling 2007.
 Sie sind ein schönes Paar: Er, graues Haar zu einem modernen Kurzhaarschnitt gelegt, stets im gut sitzenden Anzug, ohne Krawatte, arbeitet bis spät in die Nacht. Er wirkt professionell, hat sich dabei ein Stück Jugendlichkeit erhalten.
Sie, jung, ein Wirbelwind. Ohne Schwärmerei lässt sich sagen; sie ist hübsch und strahlt irgendwie, wie sonst keine damals. Ihre Überstunden verbringen sie zusammen. Das macht ihre Partie so erfolgreich. Sie lässt ihn nicht ohne Stolz und so hat er stets einen Arm um seine Partnerin gelegt, gerne auch auf Reisen, die sie zusammen durch das Land antreten. Man hat sie zu Gast, eine Attraktion jedes Wochenende. Mit den beiden hatte niemand gerechnet.
Sie hat mehr Anteil an ihrem Erfolg. Er müsste das wissen.

  2008 ist es vorbei. Die Erwartungen  aus dem Umfeld waren zu groß gewachsen. Man entsprach sich nicht mehr. Er zieht in eine Stadt in der eigentlich niemand lebt, sie verliert ein paar Haare. Er geht andere Beziehungen ein, die Erwartungen des neuen Elternhauses an ihn sind schließlich zu groß. Er geht das nächste Verhältnis ein: noch schlimmer. Aus dem Norden kommt er einsam nach Mitteldeutschland. Er lernt jemanden kennen, trifft sie in einem dunkeln Keller. Sie ist nicht wirklich sein Fall: irgendwie unförmig, vegetiert unter ihren Möglichkeiten, aber mit viel Herz, launenhaft aber, eine Diva.
Sie hat ihre Werte dort unten behalten.
Er geht die Beziehung auch ein, weil er weiß, dass sein Marktwert längst gesunken ist. Die Augenringe lassen ihn noch älter aussehen als er ist. Die Jugendlichkeit wirkt mittlerweile aufgesetzt und seine saloppe Art ist offensichtlich Selbstschutz. Zusammen ziehen sie aus dem Loch in einen Turm. Die Miete können sie eigentlich nicht bezahlen.
Nach 3 Jahren verlässt er sie nach Absprache und im Einvernehmen. Sie wird einen neuen finden, hoffentlich bald.
Er zieht zurück zu seiner großen Liebe nach Süddeutschland. Beide werden versuchen an alte Zeiten anzuknüpfen. Seine Erste hat die Diva nicht auf dem Zettel gehabt und wundert sich dann doch, es wäre irgendwie logisch gewesen, wenn er während ihrer Zeit Briefe mit einem regelrechten Mannequin gewechselt hätte. Besonders Anmutig ist die Stuttgarterin zu der er zurückkehrt nicht mehr, denkt sie sich in ihrer unsteten Art. Am Besten reflektiert sie seine Wahl.

2014
Die berühmte Luft war raus. Gut, dass die Angelegenheit vorzeitig und im Einvernehmen beendet wurde, einen weiteren, siechenden Scheidungskrieg kann sich zu diesem Zeitpunkt keiner der beiden erlauben.

Mittwoch, 7. Mai 2014

Pirmin Schwegler verlässt Eintracht Frankfurt

Lieber Pirmin,

dein Gesicht hängt an meiner Kerkertür.

Darüber prangert ein Stern aus Stroh, zugegebenermaßen ein Übrigbleibsel des letzten Weihnachtsfestes, dem heiligsten Tag nach Samstag. An dieser Tür hältst Du quasi einen Grenzposten. Mein Reich, mein Fußball, endet dort. Zu einem Abgrund, dem Flur an dessen gegenüberliegenden Klippen ein anderes Königreich aufragt. Dort haust mein WG-Mitbewohner, Bayernfan.

  Gerne auch von Gästen belächelt, hatte ich Dich dort immer mit einem gewissen Stolz hängen. Vielleicht hattest du deine Schatzkammer nicht voll mit Gold und Jungfrauen, aber du hast mein Banner stets mit nahezu ritterlicher Ehre vertreten. Und gerade deine Rüstung wurde dabei am meisten zerbeult.
Brüche, Entzündungen und Fieber hast du stets bis zur Unvernunft an Dir ausdoktorn lassen um bloß aufzulaufen und für die Eintracht zu spielen. In der Abstiegssaison warst du ebenso lethargisch wie der Rest der Schwarzweißen, hast dich aber dazu entschlossen, den Verein wieder in die erste Bundesliga zu hieven und hast Verantwortung übernommen. - nicht den Verein zu einem der zahlreichen Interessanten verlassen. Du warst am Aufstieg wesentlich beteiligt. Und am Durchlauf in der Wiederaufstiegshinrunde. Am Einzug in den Europapokal. An vielen schönen Toren. Und jetzt ziehst du doch deine Austiegsklausel um nach Hoffenheim zu ziehen. Hoffenheim.
Gegensätzlicher zu Frankfurt könnte dein neuer Arbeitsplatz auf dem Lande kaum sein. Die Bankenstadt ist wirtschaftlich schwach, nicht zahlungskräftig, im Kraichgau hingegen hat man hinter Scheunen Geld wie Heu. Eine gleiche, millionenfache Differenz lässt sich in der Anzahl der Fans der beiden Clubs ausmachen.
Ein Armutszeugnis für den Verein Frankfurt, mehr Perspektive in einem Dorf zu sehen, als in einer Stadt die Grüne Soße hervorgebracht hat. Die Trainersuche muss schleppender vorrangehen, als gedacht.

Aber so ist das Business. Besonders macht Dein Gang neben der neuen Wahlheimat aber auch die eigentliche Verlautbarung.
Darüber, dass Rode in München keinen Fuß auf den Rasen bekommt, müssen wir nicht reden, Pirmin, aber der Sebbl hatte zumindest den Mumm, direkt, auch in Richtung der Eigenen, verlauten zu lassen, dass er den Verein verlässt und seinen Vertrag nicht verlängern möchte. Ich finde es daher einem Kapitän unwürdig, gar feige die ganze Angelegenheit von Hoffenheimer Seite abwickeln zu lassen und über den Punkt des letzten Heimspiels und einer Verabschiedung im Adlertrikot verschleppen zu lassen. Natürlich hätte es Pfiffe gegeben. Rode hat sich diese Pfiffe abgeholt.

Die Hintertür die Du gewählt hast, hat mein Verlies nicht. Du hängst noch an der einzigen Tür. Um einen Fleck zu verdecken.